(abk) Am 22. Juni 2013 war es so weit, die zweite Auflage der Pappbootregatta ging an den Start. Nach der gelungenen Premiere im letzten Jahr zum 25jährigen Jubiläum des Vereins Maritime Tradition Vegesack Nautilus e.V. war das Interesse des Publikums groß, bis zu 2500 Zuschauer zählte der Verein.
Ab 12 Uhr sendete Radio Nautilus live aus dem Nautilushaus in Vegesack, und die Moderatoren Olaf Juerss und Anke Krohne konnten im Vorfeld der Regatta mehrere Mannschaften vorstellen. Nach einer Einführung vom zweiten Vorsitzenden Günter Naujoks kamen zur ersten Gesprächsrunde gleich die Mitglieder der Jury. Birgit Waller, Galeristin und Künstlerin aus Lesum, Uwe Osterloh vom Verein Vegesacker Junge und Dr. Bernhard Hauke, ehemaliger Vorsitzender des MTV Nautilus, hatten schon seit einer Stunde Unterlagen gewälzt, um sich über die Regeln und die Vorgehensweise abzustimmen.
In weiteren Runden berichteten das BiKi-Organisationsteam des MTV Nautilus, Birgit Benke und Kirsten Baumgart, von den Vorbereitungen für die Regatta, der kurzfristig eingesprungene Moderator Sascha stellte sich vor, und die Mannschaften von Fassmer, Lürssen, Royal Ranger Stamm 227 der Pfadfinder, das Bikini-Bottom-Team, Warnke Christoffers für das Team Nachtwanderer, Pia Haarde vom Team Horizont so wie Diakon Uwe Reimer für das Konfusprojekt der Gemeinde Aumund Vegesack gaben Auskunft über ihre Motivation zur Teilnahme, die Bauphase der Schwimmkörper und die Zusammensetzung der jeweiligen Mannschaften. Weitere Gäste im offenen Studio von Radio Nautilus waren Vertreter der DGzRS, des Seemannschores Vegesack sowie der Vegesacker Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt, der die Veranstaltung wenig später offiziell eröffnete.
Ab 11 Uhr war bereits im Außengelände mit dem Aufbau der Schwimmkörper begonnen worden, die am Hafenrand bewundert werden konnten. Ab 15 Uhr wurden jeweils zwei der Gefährte zu Wasser gelassen, und mit dem Startschuss, der vom Typhon der Barkasse Vegebüdel gegeben wurde, mussten die Schwimmkörper eine Acht um zwei Bojen fahren, um danach mit der Hand des „Kapitäns“ am Anleger die Zeitnahme auszulösen.
Das schien allerdings nicht so einfach zu sein. Bereits bei der ersten Wettfahrt kenterte zum Jubel des Publikums die „Ognabradur“ des Teams Walhalla von Abeking & Rasmussen, während die Konkurrenz „Crazy Bionic“ der Auszubildenden der Lürssen Werft relativ pro-blemlos wieder an den Steg kam.
Im Wasser befanden sich über den gesamten Zeitraum der Rennen Rettungsschwimmer der DLRG, die im Notfall hätten eingreifen können. Sie konnten sich glücklicherweise auf das Einsammeln von Rudern und Dekogegenständen beschränken. Allerdings hätte eine Rettung auch zur Disqualifikation des geretteten Teams geführt. Ein Boot der DLRG sperrte die Hafenzufahrt ab, so dass einige Sportboote, die in den Hafen wollten, enttäuscht wieder abdrehen mussten. Allerdings wäre eine Brückenöffnung in der Zeit der Rennen ohnehin nicht in Frage gekommen, denn die Brücke über dem Hafen bot die besten Aussichtsplätze für das begeisterte Publikum und war daher immer voller Menschen.
Das Boot „Alice hinterm Horizont“ vom Team Horizont fuhr gegen den „Nachttroll“ von den Nachtwanderern. Die nächste Begegnung zwischen den Kindern der Grundschule Schönebeck mit „MaxiMumm1“ und dem Konfusprojekt der Gemeinde Aumund Vegesack mit der lilafarbenen „Amicitia Iuncta“ löste wieder Jubel aus, denn das Mädelsteam der Konfirmanden kenterte sofort nach dem Ablegen. Genau wie die ersten Kenterer bewiesen sie dann aber Sportsgeist und zerrten ihr Gefährt schwimmend um die Bojen ins Ziel, was dann ebenfalls mit einem großen Applaus des Publikums belohnt wurde. Die nächste Fahrt von drei Auszubildenden der Fassmer-Werft (Ausbildungsberuf: Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik mit dem Schwerpunkt Faserverbund) mit „Weserpappe“ gegen die sehr stabil aussehende „Marco Polo“ von den Royal Rangern, Stamm 227, mit sechsköpfiger Besatzung entschieden die Azubis klar für sich.
Sehr mit dem starken Wind zu kämpfen hatten die darauf folgenden Schwimmkörper „(H)und dat Wasser“ der Grundschule Schönebeck und „Spongebob“ vom Team Bikini Bottom, die wegen ihrer hohen Aufbauten bzw. der großen Angriffsfläche so stark abgetrieben wurden, dass besonders die Kinder der Grundschule Schönebeck eine große Ehrenrunde durchs Hafenbecken drehen mussten. Hier wurde aber neben der reinen Paddeltätigkeit noch richtig Programm geboten: Neben den vier Paddlern an jeder Ecke des mit einem Katamaran-Rumpf konstruierten Bootes gab es noch einen fünften Jungen, der Wasser durch eine Pumpenkonstruktion auf dem Boot pumpte. Während des Rennens ging er mit einer den Freifall-Rettungsbooten nachempfundenen Konstruktion über Bord und wurde dann von der Paddelcrew wieder aus dem Wasser gefischt. Dieses Boot war durch viele liebevolle Details und sogar einem rot blinkenden Warnlicht als „Mann-über-Bord“-Signal sehr durchdacht gestaltet, so dass den Zuschauern schon lange klar war, wer den Kreativ-Preis gewinnen würde.
Die Besatzung von „Spongebob“ hatte mit der Höhe des als Floß gebauten Schwimmkörpers zu kämpfen, die Arme samt Paddel waren fast zu kurz um das Wasser zu erreichen. Die letzte Runde fuhr die „Maxi-Mumm 2“, ebenfalls von der Grundschule Schönebeck, dann alleine gegen die Uhr.
Bei den weiteren Ausscheidungsfahrten hatten alle Teilnehmer dazu gelernt, es kenterte keiner mehr und alle kamen wieder trocken an den Steg – bis auf das letzte Rennen der Azubis von Lürssen gegen die der Fassmer-Werft. Ein spannendes Finalrennen entschieden die Fassmer-Jungs im blauen Boot nur um Zehntelsekunden gegen die Lürssen-Azubis in der gelben Banane für sich, obwohl der Kapitän der „Gelben“ durch einen besonders sportlichen Einsatz (Hand am Steg und Füße noch im Boot zählt als angelegt, auch wenn der Bauch dazwischen im Wasser hängt) noch alles gab. Das blaue Fassmer-Boot drehte noch eine Ehrenrunde durch den Hafen und die Besatzung folgte dann den Rufen des zahlreichen Publikums „ins Wasser!!!“
Die Teilnehmer wurden in drei Kategorien bewertet, Speedboote bis 13 und ab 13 Jahren, bei denen es hauptsächlich auf die Schnelligkeit ankam, und Kreativboote, bei denen die Zeit eine untergeordnete Rolle spielte und der Ideenreichtum sowie die Umsetzung bei der Gestaltung der Boote im Vordergrund stand. Ebenso wurde auf die korrekte Einhaltung der Teilnahmebedingungen sowie auf das Verhalten von Kapitän und Mannschaften geachtet. Für die Sieger gab es kleine Preisgelder sowie jeweils einen Wanderpokal pro Gruppe.
Genau bis zur Siegerehrung hatte das Wetter durchgehalten, dann kam das Nass geballt von oben und leider verliefen sich dann auch die Zuschauer sehr schnell. Der im Anschluss geplante Auftritt von „Loggers Men“ fand im kleinen Kreis unter Dach im Nautilushaus statt.