In die Rinne getreten – Über die Risiken und Nebenwirkungen von Kunst im Umfeld maritimer Tradition – Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 16. Januar 2020 im Nautilushaus am Museumshaven in Bremen-Vegesack
Sansibar, das ist ein deutscher Sehnsuchtsort, dem Missverständnisse anhaften, bei denen es um die Freiheiten der Meere, um Weite, Himmelsblau, Sternenschein und den Duft von Gewürznelken geht. Phantasien also, auf eine Inselgruppe vor der ostafrikanischen Küste gerichtet oder aus dieser hervorgegangen, je nach Anschauung und Erfahrung der jeweiligen Betrachter. Selbst für einen Nacktbadestrand auf Sylt und ein an diesem firmierendes Restaurant steht der Archipel mit seinem Namen gerade.
Sansibar, das ist aber auch ein vor dem Alten Speicher in Bremen-Vegesack liegendes, im Prinzip begehbares Kunstwerk, geschaffen von der in Düsseldorf und Nürnberg lebenden Künstlerin Leni Hoffmann, das nach deren Angaben den Anspruch Bremens, als Stadt des Wassers zu gelten, künstlerisch deutet. Eine Installation, die farbige Rinnen aus Steinzeug als Wasserspiel inszeniert und dabei leistet, was Kunst auszeichnen sollte: Im Wege stehen.
Tatsächlich hat Sansibar vor dem Vegesacker Geschichtenhaus derzeit kaum noch etwas von den spielerischen Seiten, um die es bei der Präsentation des Kunstwerks im Jahr 2007 eigentlich ging. Weniger Sehnsuchtsort als Stolperparcours, dabei, der Örtlichkeit durchaus angemessen verbunden, seit langem schon trocken gefallen. Zwischen Kunst im öffentlichen Raum, die mit der Arbeit Leni Hoffmanns geschaffen wurde, und der Begehbarkeit dieses Raums klafft buchstäblich ein Riss.
Mittlerweile ist die Zukunft der Installation, angestoßen von der Arbeitsgemeinschaft Maritime Meile, Gegenstand einer öffentlichen Diskussion. Ist das noch Kunst, oder kann das schon weg?, so der Tenor der Stellungnahmen, die, kaum vorgetragen, auf wenig Widerstand stießen. „Das Kunstwerk wird nicht als bereichernd, sondern als störend empfunden“, so der Vegesacker Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt, dem freilich daran liegt, die Fläche grundlegend neu zu gestalten.
Mit dem Abriss der vormaligen Shopping Mall Haven Höövt und der Neubebauung des von ihr genutzten Geländes ergibt sich die Chance zu einer Debatte, wie maritimes Erbe und gegenwärtige Bedürfnisse der Anwohner in Einklang gebracht werden könnten. Auch die Fläche vor dem Alten Speicher könnte in diesem Zusammenhang zur Disposition stehen, sollten sich ausreichend kenntnisreiche und mutige Gestalter ihrer annehmen. Als Sehnsuchtsort möglicherweise, ob mit einem geborgten Namen von weit her kommend oder vor Ort bodenständig verankert.
Welche Zukunft noch vor dem Kunstwerk Sansibar liegt und was an seine Stelle treten könnte und sollte, darum geht es bei der Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 16. Januar 2020. Beginn um 19 h im Nautilushaus, Zum Alten Speicher 7 in 28759 Bremen. Präsentation und Moderation: Gerald Sammet.