Mai 2019

VonAenne Sammet

Jul 8, 2019

Die hannoversche Spur – 230 Jahre Meuterei auf der Bounty: Seemannsgarn und wie man es spinnt — Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 16. Mai 2019 im NAUTILUSHAUS am Museumshaven in Bremen-Vegesack

Ganz großes Kino, orchestriert mit glanzvollen Namen: Marlon Brando allen voran, aber auch Errol Flynn, Clarke Gable, Charles Laughton, Trevor Howard, Mel Gibson, Anthony Hopkins und Laurence Olivier tummelten sich auf den Planken des Schiffs, das wohl jeder seinem Namen nach kennt: HMAV Bounty, ursprünglich ein Kohlentransporter, als Bethia getauft und mit einem Lademaß von 215 Tonnen für jede Aufgabe außer der Beförderung von Kohle in der Küstenfahrt einfach zu klein. Trotzdem wird aus der Bounty, als sie am 23. Dezember 1787 unter dem Kommando von Leutnant William Bligh zu einer Reise um Kap Hoorn in die Südsee aufbricht, das wohl berühmteste Schiff in der Seefahrtsgeschichte.
Fünfmal wurde der wegen seines Ausgangs, einer Meuterei vor Nomuka (Tonga-Inseln) am 28. April 1789, unvergessen gebliebene Stoff bisher verfilmt. Von einer Ausnahme abgesehen basieren alle Produktionen auf einer von den US-Amerikanern Charles Bernard Nordhoff und James Norman Hall zwischen 1932 und 1934 vorgelegten Romantrilogie. In den Büchern wie in den Kinostücken tritt William Bligh als von Willkür und Herzlosigkeit angetriebener Sadist in Erscheinung. Sein Ruf wurde auf diesem Weg, ungeachtet seines Freispruchs durch ein Militärtribunal im Oktober 1790, noch im Nachhinein ruiniert.
Nahezu alles ist rätselhaft geblieben an dieser Geschichte, ihr Ausgang allerdings von Gewissheiten umstellt. Unstrittig wird bleiben: Die 48-tägige Reise des mit dem loyal gebliebenen Teil seiner Besatzung auf einem Beiboot ausgesetzten William Bligh vom Ort der Meuterei zum niederländisch-indonesischen Kupang zählt bis heute zu den navigatorischen Meisterstücken. Unstrittig ist auch der Zielort der von Fletcher Christian geführten Meuterer, die extrem entlegene Südseeinsel Pitcairn. Das Schiff, die Bounty, steckten die Abtrünnigen nach ihrer Landung dort in Brand. Alle weiteren Spuren führen vornehmlich ins Reich der Legenden. So wurde Fletcher Christian, der auf der Insel verblieben sein soll und auf ihr angeblich 1793 verstarb, mehrfach in London gesichtet. Und wer war der aus Hannover stammende Maat Heinrich Hillebrandt, der, als Matrose Henry Hilbrant, sich den Meuterern anschloss und, in einen Eisenkäfig gesperrt, bei seiner gewaltsamen Rückführung nach England bei der Havarie der dafür nach Pitcairn entsandten Fregatte Pandora vor der Nordspitze Australiens ertrank? Unter ungewöhnlichen Umständen aus dem Leben geschieden sind fast alle der ursprünglichen Bounty-Besatzung, außer aus den Reihen der Meuterer John Adams, der 1829 mit angeblich den Worten „Lasst den Anker los!“ auf den Lippen auf Pitcairn verstarb, und William Bligh, von dem es allerdings in London und Gibraltar zwei Grabstätten gibt. Was sie wollten, was sie wurden, und wie ein Handwerker aus dem damals mit Großbritannien in Personalunion verbundenen Königreich Hannover an Bord der Bounty geriet, darum geht es bei der Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 16. Mai 2019. Beginn um 19 h im NAUTILUSHAUSau, Zum Alten Speicher 7 in 28759 Bremen. Präsentation und Moderation: Gerald Sammet.