Einmal übern Großen Teich – Vor zweihundert Jahren überquerte erstmals ein Dampfschiff den Atlantik — Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 20. Juni 2019 im Nautilushaus am Museumshaven in Bremen-Vegesack
Das Schiff trägt praktischerweise den Namen des Hafens, den es am 22. Mai 1819 verlässt: Savannah, Georgia, schon zu der Zeit einer der bedeutendsten Überseehäfen in den Vereinigten Staaten. Die Savannah, gebaut und bereedert in Savannah: ein Rahsegler, drei Masten, Länge über alles 30,5 m, und mittschiffs, leicht nach achtern versetzt, ein kastenförmiges Konstruktionselement. Das Fahrtziel: Liverpool am anderen, englischen Ende der Welt. Ladung und Passagiere fehlen an Bord. Es handelt sich bei der Reise um ein Experiment.
Die Versuchsanordnung, mit der Schiffsführung und Besatzung es zu tun haben, entstammt Gedanken, mit denen sich ein Unternehmen mit ebenfalls einem auf Savannah verweisendem Namen im Seetransport neu zu positionieren versucht: Savannah Steam Ship Company. Eigentlich wird dabei ein Handelsfahrzeug herkömmlicher Bauweise eingesetzt, wenn da die zwischen Fockmast und Großmast aufsteigenden Kästen nicht wären, sowie ein mit Spanndrähten fixiertes Stahlrohr mittschiffs, das keine Segel trägt, aber Rauch auszustoßen vermag. Man könnte die Savannah, ihrer eigenwilligen Bauweise wegen, auch einen Wechselbalg nennen.
Tatsächlich handelt es sich bei ihr um ein Schiff mit einer gänzlich neuen, im Überseedienst noch nicht erprobten Antriebsform, für die unter Deck eine Dampfmaschine mit einer Leistung von 90 PS eingebaut wurde. Sie treibt in den Kästen verdeckt montierte Schaufelräder, die bei Bedarf aus dem Wasser gehievt werden können. Im Wasser liegend, würden sie jede Fahrt unter Segeln durch ihre Bremswirkung erschweren. An Schiffsschrauben als Antriebselement arbeiten zur Zeit dieser Überfahrt bereits zahlreiche Tüftler. Brauchbar ist bis dahin jedoch keiner ihrer Entwürfe.
Für ihre Reise nach Europa benötigt die Savannah ganze vier Wochen. Gerade einmal 80 Stunden davon verläuft die Fahrt unter Dampf. Bei der Ankunft in Liverpool, am 20. Juni 1819, ist freilich Beweiskraft gefragt. Das Feuer unterm Kessel soll schließlich auf eine glänzende, vor den Reedereien liegende Zukunft verweisen. Das Experiment, mit dem die Betreiber von sich reden machen wollten, gelingt, einerseits, und beschert ihnen, andererseits, im Nachhinein nichts als Verluste. Nach der Rückkehr nach Savannah wird das Schiff, nach einem Ausbau der Dampfmaschine, als reiner Segler weiter betrieben. Die professionelle Fahrt unter Maschine wird sich erst nach 1850 etablieren. Einer der Nutznießer dieser Entwicklung in der Transatlantikfahrt: der in Bremen beheimatete Norddeutsche Lloyd.
Darum, welche Pionierleistung und welches Scheitern sich hinter der Überfahrt der Savannah verbirgt, geht es bei der Klönrunde des MTV Nautilus am zweihundertsten Jahrestag der Ankunft des Schiffs in Europa, am Donnerstag, dem 20. Juni 2019. Beginn um 19 h im NAUTILUSHAUS, Zum Alten Speicher 7 in 28759 Bremen. Präsentation und Moderation: Gerald Sammet.