Dem Frachtsegler PREUSSEN, am 7. Mai 1902 auf der Werft von Joh. C. Tecklenborg in Geestemünde vom Stapel gelaufen, kam keiner so leicht bei. Fünf Masten, 47 Segel, eine Segelfläche von 6 806 qm, Länge über alles 147 m, Breite 16,34 m, maximaler Tiefgang 8,2 m. Ein Wellenbrecher, noch zu wenden bis zu einer Windstärke von 9. Selbst der Schiffsname PREUSSEN stand in Versalien am Bug und in den Büchern der Eigner, der Hamburger Reederei F. Laeisz. Die hatte sich mit Schiffen dieser Bauweise, allesamt elegant ausgeformte Rahsegler, deren Namen konsequent mit P begannen, dem Flying-P-Liners, einen Namen gemacht und vor allem die britische Konkurrenz das Fürchten gelehrt. 57 Tage, eine Rekordzeit, benötigt das Schiff auf seiner ersten Reise, nach Iquiquqe in Chile. Ein ideales Schiff für den Salpeterhandel, der, trotz der Ballastfahrten für die Rückreise nach Chile, noch Gewinne abwarf. Nicht zuletzt die enorme Ladekapazität von 8 000 t trug dazu bei. Wettbewerber wie die berühmte Tea-Clipper mit einer Zuladung von 1 700 t waren damit so gut wie aus dem Spiel. Die Bauwerft, Tecklenborg in Geestemünde im Königreich Hannover, machte zu der Zeit mit einem scheinbar unwiderlegbaren Motto von sich reden: “Kaptein, si ohne Sorg, din Schip is baut bi Tecklenborg.” Kein Gedanke, dass Windjammer wie die an der Geeste entstandenen PREUSSEN, Potosi oder Pangani endlich sein könnten. Erhalten geblieben sind bis heute die bei Tecklenborg enstandene Ex Padua, derzeit als Kruzenshtern unter russischer Flagge, und als in Deutschland verbliebenes Vollschiff die Schulschiff Deutschland in Bremen-Vegesack. Am 6. November 1910 kollidierte die PREUSSEN bei einer Passage Ärmelkanal mit dem vorschriftswidrig vor ihrem Bug kreuzenden britischen Dampfer Brighton. Ursache der Havarie ist vor allem, das die PREUSSEN aus technischen Gründen nicht ausweichen konnte. “Volle Kraft zurück” ist auf Segelschiffen ohne Hilfsantrieb eine Illusion. Außerdem wurden auf der PREUSSEN allein für die Bedienung des Ruders je nach Windstärke zwei bis vier Seeleute benötigt. Zwar gelang es drei Schleppern, den Segler aufzunehmen, aber die Trossen brachen, bevor sie den Hafen von Dover erreichten. Die Reederei F. Laeisz hat in späteren Jahren im Kanal auch die Schiffe Pagani und Pitlorchry verloren. Aus heutiger Sicht steht das Scheitern der PREUSSEN für eine Zeitenwende mit Frachtschiffverkehr. Nicht miteinander vergleichbare technische Systeme und Unzulänglichkeiten bei der Schiffsbeleuchtung erforderten eine Entscheidung. Mit dem Aufkommen ölbefeuerter Dampfer neigte sich die Waage endgültig zu deren Gunsten. Um diesen Epochenwechsel und um seine Auswirkungen auf die Frachtfahrt bis heute geht es bei der Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 15. November 2018. Beginn um 19 h im NAUTILUSHAUS. Präsentation und Moderation: Gerald Sammet.