Einfach nicht runterzukriegen – Auf- und Abwärtsbewegungen einer wahren African Queen. Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 17. November 2022 im Nautilushaus am Museumshaven in Bremen-Vegesack
Im November 1913 verlässt ein Schiff Papenburg mit einem Zug. In Hamburg wird die von der Meyer-Werft gebaute ‚Graf Goetzen‘ auf ein Frachtfahrzeug nach Daressalam wechseln. Dort wartet erneut ein Zug auf die aus 5 000 Holzkisten bestehende Ladung. Mit der deutsch-ostafrikanischen Mittellandbahn geht es nach Kigoma, ein Städtchen am Westufer des Taganjikasees. Dort wird der Kahn, ursprünglich nur verschraubt und für den Transport wieder demontiert, in einem improvisierten Dock vernietet und vom Stapel gelassen. Gedacht als Fracht- und Passagierschiff, wird die ‚Graf Goetzen‘ als ‚SMS Goetzen‘ zu einem bewaffneten Truppentransporter umgewidmet und auf dem See auf Patrouille geschickt.
Die Geschichte wäre damit schon fast wieder an ihrem Ende, hätten nicht die ebenfalls am Tanganjikasee interessierten Kolonialmächte Großbritannien und Belgien eigene Ziele verfolgt. Als herausragend in diesem Zusammenhang wird sich der Vorstoß einer britischen Kommandoeinheit erweisen, die, vom Kongobecken kommend, zwei bewaffnete Motorboote mit den Namen ‚Mimi‘ und ‚Toutou‘ auf dem See aussetzt. Ein Angehöriger dieser Einheit ist der überaus exzentrische Geoffrey Spencer-Simson, ein Vorfahr der späteren Lady Diana Spencer. Den ersten Erfolg gegen die ‚Goetzen‘ erzielt allerdings ein belgisches Wasserflugzeug. Ohne größere Schäden davongekommen, wird das Schiff wegen der bevorstehenden Aufgabe von Kigoma auf Befehl des Kommandeurs der Schutztruppe Ostafrika, Paul von Lettow-Vorbeck, am 26. Juli 1976 von der eigenen Besatzung versenkt.
Kein Ende deswegen. 1918 kommt es zur Bergung mit belgischer Hilfe. 1921 fällt die ‚Goetzen‘ in britische Hand. Die neuen Eigner sanieren das Objekt und setzen es ab 1927 unter seinem bis heute erhaltenen Namen ‚Liemba‘ wieder in Fahrt. 1970 gilt das Schiff als verbraucht. Auf die Stilllegung folgt eine Grundüberholung mit Mitteln einer dänischen Entwicklungshilfeorganisation. 2018 die letzte, noch andauernde Außerdienststellung. Hin und wieder fährt sie sogar noch.
1951 dreht der US-Regisseur John Huston unter dem Titel ‚African Queen‘ einen Film, in dem Humphrey Bogart, Katherine Hepburn und Robert Morley in Hauptrollen mitwirken. Als Vorbild diente der äußerst frei gestaltete Einsatz der von Geoffrey Spencer-Simson dominierten ‚Mimi‘ und ‚Toutou‘ auf dem Tanganjikasee. Im Film wird ein Schlag gegen das deutsche Kanonenboot ‚Louisa‘ geführt, Versenkt wird das Schiff von der von Humphrey Bogart gesteuerten ‚African Queen‘.
Wie ein in Papenburg wie aus einem Bausatz zusammengesetzter Frachtdampfer über derart viele Umwege Weltruhm erlangte, wie es heute um die ‚Goetzen‘ steht und wo sich die ebenfalls erhaltene ‚African Queen‘ auffinden lässt, darum geht es bei der Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 17. November 2022. Beginn um 19 h im Nautilushaus, Zum Alten Speicher 7 in 28759 Bremen. Präsentation und Moderation: Gerald Sammet.