Pharaonengrab Nordergründe – Bei der Havarie der Galeasse ‚Gottfried‘ gingen vor zweihundert Jahren unermessliche archäologische Schätze verloren – Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 16. Juni 2022 im Nautilushaus am Museumshaven in Bremen-Vegesack

In der Nacht vom 11. auf den 12. März 1822 tobte vor den Mündungen von Weser und Elbe ein noch nie dagewesener Sturm. Von den Winden gepeitscht und von der See überschüttet, bahnte sich, von Triest kommend, die in Kopenhagen registrierte Galeasse ‚Gottfried‘ ihren Weg durch das Inferno. Unter dem Kommando des Kapitäns Heinrich Jacob Riesbeck gelang es der Besatzung noch, das Weser-Fahrwasser zu passieren. Riesbeck sah als einzige Chance für sein Schiff den Weg aufs offene Meer.
Das Manöver misslingt. Der Sturm hat sich, wie im Nachhinein bekannt wurde, als so stark erwiesen, dass das Wasser der Themse vollständig in die Nordsee gedrückt wurde. In London wurde es dadurch möglich, das Bett des Flusses zu Fuß zu durchqueren. Während die Londoner die freigelegten Altertümer unter ihren Füßen bestaunen, bringen die Artefakte, die sich im Laderaum der ‚Gottfried‘ befinden, Schiff und Besatzung weniger Glück. Die Ladung verrutscht, die schwersten Objekte durchschlagen die Bordwand, das Schiff geht mitsamt seiner Fracht unwiederbringlich verloren.
In den Tagen nach der Havarie, bis in die ersten Frühlingstage hinein, werden am linken Elbufer seltsame Objekte angespült. Sie ähneln auf den ersten Blick menschlichen Körpern, von allerdings höchst eigenartiger Beschaffenheit. Sie sind allesamt in meist in aschgraue, schon in Auflösung begriffene Binden gewickelt. Wo man sie aufspürt, bekreuzigt man sich entweder, oder man ergreift, wie bei allen Hinterlassenschaften größerer Unglücke draußen auf See, von ihnen Besitz.
Bald fällt ein erstes Licht auf das Geschehen, Von der ‚Gottfried‘ wurden, in 97 Kisten verwahrt, ägyptische Altertümer, bestimmt für die Sammlung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., mit dem Ziel Hamburg befördert. Zusammengestellt hatte die Ladung der aus der Schweiz stammende Abenteurer und Altertumsforscher Freiherr Johann Heinrich Karl Menu von Minutuli. Dessen größte archäologische Leistung: Die Erforschung des Grabs Ramses II. Bei den menschlichen Überresten, die die Bewohner des linken Elbufers 1822 beunruhigten, handelte es sich um ägyptische Mumien.
Auch darüber hinaus barg die verlorene Ladung der ‚Gottfried‘ unermessliche Schätze. Der schwerwiegendste von ihnen: Ein Steinsarkophag, gehauen aus rotem Granit, für dessen Bergung allein 200 Arbeiter drei Monate gebraucht hatten. Beim Scheitern der ‚Gottfried‘ hat dieses in den Nordergründen verschwundene Objekt wahrscheinlich eine herausragende Rolle gespielt.
Wie die ‚Gottfried‘ zu welchen Zwecken in Fahrt gebracht wurde und was zu ihrem Untergang und zum Verlust der mit ihr beförderten Schätze führte, darum geht es bei der Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 16. Juni 2022 Beginn um 19 h im Nautilushaus, Zum Alten Speicher 7 in 28759 Bremen. Präsentation und Moderation: Gerald Sammet