Stadt? Land? Fluss! – 400 Jahre Vegesacker Hafen und dessen Auswirkungen auf die gegenwärtige bremische Geografie – Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 19. Mai 2022 im Nautilushaus am Museumshaven in Bremen-Vegesack

Gemessen an seinen geografischen und topografischen Strukturen unterscheidet sich Bremen signifikant von Kommunen vergleichbarer Einwohnerzahl. Nicht als Radialstadt von einem historischen Kern halbwegs gleichmäßig nach außen gewachsen, ist, was sich gegenwärtig als Stadtgemeinde ausgibt, das Resultat eines der Beschaffenheit und wirtschaftlichen Nutzbarkeit des Wasserwegs Weser folgenden Siedlungsbaus, von den Geografen als Bandstadt klassifiziert. Eine herausragende Rolle beim Entstehen einer solchen Struktur haben vor 400 Jahren der Bau und die Inbetriebnahme des Vegesacker Hafens gespielt.
Die historischen Häfen an der Balge und der Schlachte waren zu dem Zeitpunkt kaum mehr als eine Fußnote zu einer noch längst nicht an ihr Ende gekommenen maritimen Geschichte. Vegesack, heute als Stadtteil von Bremen ausgegeben, war Anfang des 17. Jahrhunderts bestenfalls ein Weiler, bestehend aus einer Handvoll Häusern, um eine Schankwirtschaft gruppierte. Erst mit dem Aufkommen des Welthandels und der in seinem Gefolge einsetzenden Industrialisierung bildeten sich Verbindungen zwischen Bremen zugeschriebenen Siedlungen, überwiegend Landgemeinden, deren territoriale Zugehörigkeit nicht immer eindeutig war. Manche, für die die Hansestadt hoheitliche Rechte beanspruchte, andere, die der Führung durch das Erzbistum Bremen unterlagen. In dem gesteigerten Wert, den man in Bremen bis heute darauflegt, als Land zu gelten, spiegelt sich diese in der Art eines Mosaiks gestaltete Raumordnung. Stadt, Land, beides bestenfalls als Vorahnung, die Grundstruktur wurde vom Fluss vorgegeben. Mit den Eingriffen in dessen Verlauf bildete sich das Band, das auch, wegen der Mängel in seiner Infrastruktur, ein langer Jammer genannt werden könnte.
Beispielhaft für diesen Zusammenhang ohne Zusammenhalt: Jeder Kiez geht in erster Linie eigene Wege, durchaus, wie sich am Beispiel Vegesack ablesen lässt, mit Sinn für das Besondere und Eigene. Um nicht ganz auf sich gestellt zu wirken, zieht man bei Bedarf die Speckflagge auf. Auffindbar und erreichbar sind die charmanten Besonderheiten außerhalb der angeblichen Innenstadt, die sich in Wirklichkeit in einer, auf den gesamten Siedlungsraum bezogen, fast schon extremen Randlage befindet, in den seltensten Fällen. Die Posse um die Verlegung der ‚Schulschiff Deutschland‘ hat gezeigt, wohin so viel Selbstvergessenheit führt. Bremen-Besuchern bot sich, beim Blick in Reiseführer, die Tagespresse oder die topologischen Karten des öffentlichen Nahverkehrs, kaum eine Chance, zu dieser und anderen Attraktionen zu finden.
Welche Wege zu den Sehenswürdigkeiten außerhalb der Kernstadt Bremen geebnet werden müssten, darum geht es bei der Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 19. Mai 2022. Beginn um 19 h im Nautilushaus, Zum Alten Speicher 7 in 28759 Bremen. Präsentation und Moderation: Gerald Sammet