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Wasserwelten: Spuren einer verlorenen Zeit

11. August 2021/in Klönschnack

Statt Klönrunde: Monoklönatische Handreichung Nr. 12, Juli/August 202

Wasserwelten: Spuren einer verlorenen Zeit – Der Bremer Geograf Johann Georg Kohl und sein Blick auf das schwimmende Waakhauser Lan

Um den Bestand von Platanen auf dem Deich, der die Bremer Neustadt abschirmt, wird seit Monaten erbittert gestritten. Seitens der Senatsverwaltung sind die Bäume verzichtbar. Diejenigen, die für ihren Erhalt eintreten, sehen in ihnen ein in den städtischen Raum eingefügtes, erhaltenswertes Naturelement. Letztlich geht es in der Auseinandersetzung um die Frage, wie künftig Hochwasserschutz an der Stelle gewährleistet werden sollte.

Lebten wir nicht in Zeiten von alternativen Fakten nach jeweils eigenem Ermessen, müssten die Kontrahenten eigentlich an den Gegebenheiten orientiert analytisch vorgehen. Denn: Erstens handelt es sich bei Platanen nicht um eine heimische Spezies, sondern um eine vom deutschen Hochadel im 18. Jahrhundert als Ziergehölz für seine höfischen Gärten und Parks eingeführte Art. Zweitens zählt es zu den Eigenheiten von Platanen, dass sie jahreszeitlich bedingt vor allem für Allergiker abträglichen Haarstaub absondern. Das Krankheitsbild ‚Platanenhusten‘ hat daher Eingang in die meisten medizinischen Lehrbücher gefunden. Drittens befinden sich die Neustädter Platanen auf der Krone eines Deichs, also einem technischen Bauwerk. Sie sind daher nicht Bestandteil eines Naturraums, sondern Elemente einer künstlichen Wasserschutzkonstruktion.

Nun hat es mit dem, was sie für Natur halten, bei den Deutschen eine besondere Bewandtnis. Diese ist, worin sie sich von ihren Nachbarn signifikant unterscheiden, durch und durch romantisch grundiert. Mit dem Aufbau der Neustadt durch niederländische Wasserbauer im 17. Jahrhundert verbunden war der erste massive Eingriff in die ursprünglichen Überflutungsgebiete der Weser. Der Prozess, der sich mit weiteren Deichbaumaßnahmen sowie der Abriegelung der Mittelweser und der Nebenflüsse fortsetzte, hat den Tidenhub im Bremer Raum weit mehr verändert als noch gar nicht vollzogene Weservertiefungen durch Baggerarbeiten. Selbst die ach so paradieisch anmutende Weserinsel Harriersand ist letztlich ein Abfallprodukt diverser Weserkorrektionen.

Naturräume und Kulturlandschaften mögen, nach den in Deutschland verbreiteten Lesarten, Schnittmengen aufweisen. Ein Beispiel: Der gern als Natur pur angesehen Bremer Bürgerpark, der seine Existenz einem massiven Eingriff in das dort vorhanden gewesene Marschland verdankt. Wobei dieses Marschland letztlich auch nur eine, sh. Bürgerweide, intensiv genutzte Agrarlandschaft war. Im Marschboden finden Bäume einfach zu wenig Halt. Nicht ohne Grund finden sich Baumbestände im Marschland fast durchweg am Rand der Dämme der mit Sand und Kleie aufgeschütteten Straßen.

Eine der am schwersten wiegenden Maßnahmen, mit denen das Ausbreitungsgebiet der Weser beschnitten wurde, war und bleibt die heute als Naturschutzgebiet unter der Kennziffer LÜ 312 ausgewiesene Niederung der Hamme. Mit dem 1876 mit dem Bau der Ritterhuder Schleuse vollzogenen Stau und der vollständigen Eindeichung des Flüsschens Wümme ging eine Wasser-Wunderwelt von einzigartigem Zuschnitt verloren. Sieben Flussschleifen wurden durchstochen mit dem Ziel, den Fluss zu einem Teil des Schifffahrtswegs Hamme-Oste-Kanal umzugestalten. Heute genießt diese künstliche Wasserstraße höchstes Ansehen ihrer vermeintlichen Natürlichkeit wegen. Aus eben diesem Grund wird sie nicht mehr befahren und wurde durch eine viel zu niedrige Brücke vor Worpswede (Neu Helogland) blockiert.

Entschwunden ist auf diese Weise das Mitte des 19. Jahrhunderts von dem Bremer Geografen Johann Georg Kohl bereiste und beschriebene Waakhauser Land. Eine Moorlinse, beziehungsweise ein Geflecht solcher schwebenden Elemente, über halbwegs festem Sandgrund. Ein Terrain, das sich im Gang der Jahreszeiten und Tidebewegungen senkte und hob, mitsamt den auf ihr vorhandenen Äckern und Wiesen und sonstigem Bewuchs. Sie bescherte den auf ihr siedelnden Bewohnern ein erträgliches Auskommen, und konstant nasse Füße dazu.

Besser, man lässt an der Stelle Kohl beschrieben, wie sich das Leben in diesem Feuchtgebiet abspielte: „Die Differenz zwischen dem niedrigsten Wasserstande im Sommer, bei welchem das meiste Land in Waakhusen fest auf dem Boden ruht, und dem höchsten Wasserstande, bei welchem fast alles schwimmt und treibt, wie Sahne auf der Milch, beträgt 10 Fuß und mehr und so hoch also können denn auch die Aecker, und die auf ihr stehenden Bäume über ihren gewöhnlichen Standpunkt hinausgehoben werden. Steigen die Aecker und Gehölze umher, wie es mitunter geschieht, sogar 12 Fuß und mehr so verändert sich dabei die ganze Physiognomie des Landes. Die Häuser auf ihren festen Sandhügeln liegen dann tief und die Gärten und Äcker schwimmen hoch aufgetrieben um sie her und man erhebt sich zu ihnen vom Hause aus auf Stegen und Leitern. – So lange das Wasser in den Wohnungen noch leidlich niedrig steht, behelfen sie sich erst auf allerlei Weise. Sie machen für das Vieh im Stalle ein hohes Brettergerüst, auf das sie die Kühe wie auf einer Tribüne hinauftreiben. Zuweilen fahren sie auch wohl mit einem großen Schiffe in die weite Haustenne hinein, binden dasselbe an die Balken an, und machen aus dem Schiff, indem sie das Vieh hineinbringen, einen temporären Stall. Auch für ihr Herdfeuer mitten im Hause construiren sie ein hohes Brettergerüste, bedecken dasselbe mit Sand und zünden dicht über dem Wasserspiegel die häusliche Flamme an. Zuweilen hängen sie auch wohl einen großen Braukessel an eine Kette über dem das Haus füllenden Wasser auf, und machen in ihm das Feuer an. Sie selber hausen und schlafen auf dem Boden, steigen auf Leitern zu dem Feuerherde und Vieh in der Haushalle, die zu einem Wasserkeller geworden ist, hinab.“ (Johann Georg Kohl. Nordwestdeutsche Skizzen.Fahrten zu Wasser und zu Lande in den unteren Gegenden der Weser, Elbe und Ems. Bremen:Verlag von J. Rüthmann’s Buchhandlung 1864.S. 211 f.)

Auf vergleichbare Weise verfährt der im übrigen weltgewandte, vor allem Russland, Kanada und den Vereinigten Staaten von Amerika verbundene Geograf Kohl mit dem Teufelsmoor, dem „Blockland bei Bremen“ und zahlreichen weiteren Orten und Überlieferungen in der Nordwestregion. Wäre das Waakhauser Land wenigsten in seinen Grundstrukturen (und nicht in seinen eher ungesund wirkenden Lebensgrundlagen) erhalten geblieben, es hätte, nach heutiger Sichtweise, das Zeuge zum Weltkulturerbe. Hätte man nicht, um ihm den Garaus zu machen, die Ritterhuder Schleuse errichtet, als Zugang zum Hamme-Oste-Kanal, den seit dem Jahr 1911 als weiteres technisches Bauwerk die Brücke der Kleinbahn Bremervörde – Osterholz überspannt. Auch der auf ihr verkehrende Moorexpress ist mit romantischen Empfindungen über Gebühr behaftet. Wie die Neustädter Platanenkultur, zu der einem, nimmt man derlei angebliche Naturerscheinungen genauer in Augenschein, nur dieser Stoßseufzer einfällt: „Ausgerechnet Platanen!“

Gerald Sammet

https://mtv-nautilus.de/wp-content/uploads/2018/01/MTV_NAUTILUS_LOGO_PNG.png 0 0 Aenne Sammet https://mtv-nautilus.de/wp-content/uploads/2018/01/MTV_NAUTILUS_LOGO_PNG.png Aenne Sammet2021-08-11 13:01:582021-08-11 13:01:58Wasserwelten: Spuren einer verlorenen Zeit

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