Waldstück mit Zug zum Wasser – Vor 193 Jahren, im Februar 1827, wurde von dem böhmischen Förster Josef Ludvík František Ressel die erste brauchbare Schiffsschraube zum Patent eingereicht – Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 20. Februar 2020 im Nautilushaus am Museumshaven in Bremen-Vegesack

Ein Ding, so sehen es Kritiker und Gegner seiner Erfindung, aus einer anderen Welt. Nicht der ihren, vor allem in den Augen von Schiffseignern, Reedern, Kapitänen und Marinefachleuten in allen der Seefahrt zugetanen Ländern. Noch unterliegt ihr Gewerbe einer technischen Revolution, die dazu führt, dass Dampfschiffe die überkommenen Segelfahrzeuge ins Abseits manövrieren. Die Entwicklung freilich verläuft langsam, weil für den Einsatz von Dampfkraft der Brennstoff Kohle gebraucht wird. Daher handelt es sich bei den ersten Ozeandampfern noch um Hybridfahrzeuge, mit einem Rigg wie traditionelle Segler ausgestattet und mit seitlich oder am Heck mit Dampfkraft betriebenen Schaufelrädern verstärkt.
In dieser Situation erhält ein Forstmann am 11. Februar 1827 in Wien ein Patent auf „die Erfindung eines einer Schraube ohne Ende gleichenden Rades, welches 1) im Wasser von irgendeiner äußeren Triebkraft in Bewegung gesetzt, zum Fortziehen der Schiffe auf dem Meere, auf Seen, und selbst auf Flüssen, dann 2) bey Schiffe und Windmühlen, als Triebrad anwendbar sey.“ Seine geniale Idee wird aus diesem Josef Ludvík František Ressel, geboren 1793 in der böhmischen Textilstadt Chrudim, keinen wohlhabenden Mann machen. Das Werk, an dessen praktische Umsetzung er sich sogleich macht, wird die Seefahrt allerdings von Grund auf verändern.
Noch im selben Jahr 1827 beginnt auf einer Werft im österreichischen Kriegshafen Triest der Bau eines Schiffs, der >Civetta<, mit einer Resselschraube genannten Antriebsvorrichtung. Der Propeller, Durchmesser 1,58 m, beschleunigt die >Civetta< problemlos auf eine Geschwindigkeit von sechs Knoten. Die Schraube hält, was sich ihr Erfinder von ihr versprach. Lediglich wegen einer Leckage in einem Dampfrohr der Antriebsmaschine bringt der Versuch keinen Erfolg. Ressels Gegner erwirken ein Verbot weiterer solcher Experimente.
Bleibt die Frage, was einen aus dem mittleren Böhmen stammenden Förster zur entscheidenden Triebkraft in der Umgestaltung der Seefahrt werden ließ? Die Antwort ist simpel: Österreich-Ungarn, als mitteleuropäische Großmacht, war eine Seefahrernation. Den heimischen Wäldern galt höchste Aufmerksamkeit, als Reservoir für Schiffbauholz jeder Art. Der Erfinder und Forstmann Josef Ressel führte daher ganz selbstverständlich den Titel k.u.k. Marineforstintendant der küstenländischen Domäneninspektion. Zu Lebzeiten ohne Anerkennung, ziert heute ein pompöses Denkmal für ihn den Wiener Vierten Bezirk.
Wie es zur Erfindung der Schiffsschraube, zu deren anfangs vehementer Ablehnung und schließlich zu ihrem Triumphzug kam, darum geht es bei der Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 20. Februar 2020. Beginn um 19 h im Nautilushaus, Zum Alten Speicher 7 in 28759 Bremen. Präsentation und Moderation: Gerald Sammet.