Seute Deern

VonAenne Sammet

Dez 13, 2019

Schöne Bescherung – Kosten und Nutzen der Pflege maritimer Tradition am Beispiel des Museumsschiffs >Seute Deern< – Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 19. Dezember 2019 im Nautilushaus am Museumshaven in Bremen-Vegesack

In Bremerhaven fiel in diesem Jahr Weihnachten auf den Herbst. Am 14. November beschloss der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags, Bundesmittel in Höhe von € 46 Millionen für den Erhalt des zuvor als Totalverlust eingestuften Museumsschiffs >Seute Deern< zur Verfügung zu stellen. Initiiert hatten die Aktion die Bundestagsabgeordneten Uwe Schmidt und Johannes Kahrs aus Bremerhaven und Hamburg. Ungewöhnlich an dem Vorgang ist vor allem die einhundertprozentige Förderung des Vorhabens durch den Bund. Die >Seute Deern<, einerseits Wahrzeichen der Seestadt Bremerhaven, andererseits als Bestandsobjekt dem dortigen Deutschen Schifffahrtsmuseum zugehörig, soll nicht etwa restauriert, sondern vollständig neu vor den Augen von Museumsbesuchern und Gästen aufgebaut werden.
Seither wird um die für die >Seute Deern< vorgelegten Pläne erbittert gestritten. Nicht nur, weil Zweifel am fürsorglichen Umgang der Verantwortlichen im Deutschen Schifffahrtsmuseum mit dem Schiff entstanden. Offenkundig waren dafür, wie sich jetzt herausstellt, über Jahrzehnte nicht die notwendigen Mittel vorhanden. Vor allem kreist die öffentlich geführte Debatte um die Frage, ob es nicht angemessener wäre, soziale und Bildungseinrichtungen mit den bereitgestellten Geldern zu bedenken. Der Bremer Carl Kau, Vorstandsmitglied im Bund der Steuerzahler Niedersachsen und Bremen, äußerte angesichts der weniger musealen Probleme in Bremerhaven sein Unverständnis für das der Seestadt zuteil gewordene Weihnachtsgeschenk.
Rein haushaltsrechtlich gesehen, verfängt eine solche Argumentation, wegen der Zweckbindung von Fördermitteln, freilich nicht. Andernfalls stünde nicht nur das Museumsschiff, sondern das Museum selbst zur Disposition. Mittlerweile werden daher, selbst von ausgewiesenen Kennern der Seefahrtshistorie, auch ganz andere Bedenken vorgetragen. Keineswegs habe es sich bei der 1919 mit Namen >Elisabeth Bandi< in den USA als Schoner gebauten heutigen, später in Finnland bereederten Bark um ein mit Bremerhaven eng verbundenes Fahrzeug gehandelt. In der Tat mag die Anwesenheit des 100 Jahre alt geworden, seit 1966 in Bremerhaven liegenden Schiffs, dort auf den ersten Blick so wenig schlüssig erscheinen wie die der mit Heimathafen Bremerhaven ausgewiesenen >Alexander von Humboldt< an der Schlachte in Bremen oder der >Schulschiff Deutschland< in Bremen-Vegesack mit ihrem nach Oldenburg verweisenden Herkunftsausweis. Schiffe allerdings zeichnen sich nicht durch ihre Ortsfestigkeit aus. Ihre Geschichte hat immer, auch auf ihrem letzten Liegeplatz, mit ihrer Anwesenheit auf allen sieben Meeren zu tun.
Was maritime Wahrzeichen zu solchen werden lässt, wie und vor allem ob überhaupt für deren Erhalt gesorgt werden sollte, darum geht es, am Beispiel der >Seute Deern<, bei der Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 19. Dezember 2019. Beginn um 19 h im Nautilushaus, Zum Alten Speicher 7 in 28759 Bremen. Präsentation und Moderation: Gerald Sammet.