Gorch Fock

VonAenne Sammet

Nov 17, 2019

Alles andere als ein Held – Gorch Fock, Seefahrer, Schriftsteller, Namenspatron – Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 21. November 2019 im Nautilushaus am Museumshaven in Bremen-Vegesack

Bei der Pflege maritimer Tradition geht es immer auch um Charaktere und Namen. Seeleute mögen, von Ausnahmen oberhalb der Mannschaftsdienstgrade abgesehen, so austauschbar wie letztendlich verzichtbar erscheinen, und doch verbirgt sich hinter jedem zwischen Meer und Land verbrachten Leben stets eine ganz eigene, überliefernswerte Geschichte. Erst recht gilt das, wenn einer sich darauf versteht, aus seiner Fahrenszeit zu erzählen, ob in nüchternem Ton oder ausschweifend in der Art von Seemannsgarn, darf dahingestellt bleiben.
Eine ganz eigene Sparte von Literatur hat sich auf diesem Weg etabliert, repräsentiert von gleichermaßen glanzvollen wie in ihren Eigenheiten jederzeit identifizierbaren Gestalten: Joseph Conrad, dem es gelang, aus der Rolle des Kapitäns in die eines der wichtigsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts zu schlüpfen, Cecil Scott Forester, der ohne eigene nautische Erfahrungen das Meer zur Lebenswelt des von ihm erdachten Seehelden Horatio Hornblower machte, Jack London, der Robben jagte und die Südsee bereiste, bevor er den tyrannischen Schiffsführer Wolf Larsen zu einer Romanfigur machte, Felix Graf von Luckner, Weltumsegler und Kaperfahrer, den die Deutsche Post, nicht wegen seiner Fähigkeit, Telefonbücher mit bloßen Händen zu zerreißen, zu seinem 125. Geburtstag mit einem Ganztagskuvert ehrte.
Stets werden die Namen solcher Heroen vor allem diverser heroischer Eigenschaften wegen erinnert, von denen, schaut man genau genug hin, nicht jede sich als schmeichelhaft und nachahmenswert erweist.
Einer dieser Namen äußerlich unanfechtbarer Seehelden schreibt derzeit gerade an der Unterweser weiter an all den Legenden, die sich um ihn ranken. Weniger als Johann Wilhelm Kinau von der Hamburger Elbinsel Finkenwerder als unter seinem Pseudonym Gorch Fock geläufig, steht er gegenwärtig vor allem für die Malaise des nach ihm benannten Segelschulschiffs der deutschen Bundesmarine.
Wer aber war die Person hinter dem jedermann bestenfalls noch durch die mit ihr verknüpften Schiffe verbundenen Namen? Auch er machte mit einem den Alltag von Fischern und Matrosen thematisierenden Buch von sich reden. „Seefahrt ist not!“, mehr als dieser Titel ist kaum noch im Gedächtnis geblieben. Bei manchen vielleicht , dass Fock in der Skagerrak-Schlacht am Ende des Ersten Weltkriegs sein Leben verlor und sein Leichnam Tage danach auf einer der westlichen schwedischen Schäreninseln angespült wurde. Dort, auf Stensholmen, befindet sich bis heute sein Grab.
Wer Gorch Fock war, was ihn auszeichnete wie umstritten machte, welche Schiffe seinen Namen führten und wie sein Vermächtnis nachwirkt, darum geht es bei der Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 21. November 2019. Beginn um 19 h im Nautilushaus, Zum Alten Speicher 7 in 28759 Bremen. Präsentation und Moderation: Gerald Sammet.