Mit Scharfsinn, Augenmaß und Weitblick – Der Seefahrtspionier Kapitän Eduard Dallmann aus Bremen-Blumenthal — Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 28. März 2019 im Nautilushaus am Museumshaven in Bremen-Vegesack
Wer heute Australiens Ostküste bereist, braucht mehr als nur ein bisschen Glück, um dort auf eine Sprache zu stoßen, von der eine Spur bis nach Bremen-Blumenthal führt. Bestenfalls eine Handvoll Linguisten ist noch mit Unserdeutsch vertraut, einem Idiom, das der Verständigung von gerade noch 300 in Australien und zehn auf Papua-Neuguinea ansässigen Menschen dient. Entstanden ist Unserdeutsch in Herbertshöhe im vormaligen Neupommern, einer deutschen Kolonialsiedlung, die heute zum seit 1975 selbstständigen Staat Papua-Neuguinea gehört. Unserdeutsch ist eine Mixtur aus deutschem Wortschatz und der Grammatik des lokalen Tok Pisin, einem Pidgin-Englisch, das in Papua-Neuguinea den Rang einer Verkehrssprache einnimmt. Erfunden wurde es im Jahr 1897 von Kindern, die eine in Herbertshöhe, heute Kokopo, ansässige katholische Missionsschule besuchten.
Der deutsche Wortschatz gelangte im Jahr 1884 auf die pazifische Insel mit einem Schiff. Kapitän des Dampfschiffs Samoa war der aus Blumenthal in Hannover stammende Eduard Dallmann; Expeditionsleiter der Ethnologe, Vogelkundler und Repräsentant der Deutschen Neuguinea-Kompanie, Otto Finsch. Das Unternehmen, eigentlich eine Landnahme, sollte die Einflusssphäre der Hamburger Handelshäuser Hernsheim und Godeffroy absichern. Als Schutzgebiet Deutsche Südsee und später als Kolonie blieb das Terrain bis 1919 auf allen Land- und Seekarten präsent.
Der aus dem in Blumenthal aufgegangenen Kahnschifferdorf Flethe stammende Kapitän Dallmann hatte sich vor diesem Unternehmen vor allem mit umsichtig von ihm geführten Eismeerfahrten einen Namen gemacht. Im Auftrag des Bremer Großkaufmanns Ludwig Knoop war er bis in die sibirischen Flußmündungen von Ob und Jenissei vorgestoßen. Mit dem Auxiliarsegler Groenland hatte er zuvor in die Antarktis erkundet. Zahlreiche von ihm und nach ihm benannte Schauplätze zeugen dort bis heute von seinem navigatorischen Können. Dallmann agierte auf den von ihm geführten Unternehmungen nicht wie ein Kolonialherr. Seine Anliegen waren die eines gewissenhaften Forschungsreisenden und Entdeckers. Als solcher repräsentierte er zeitlebens die maritime Bindung seiner auch mit Vegesack verbundenen und zuletzt wieder in Blumenthal ansässig gewesenen Familie. Dallmann starb dort am 23. Dezember 1896 in dem Haus seines Schwiegersohns Louis Wieting, ebenfalls ein Schiffskapitän und Sibirienfahrer in Diensten von Ludwig Knoop.
Wie Eduard Dallmann zu einer Ikone der Polarforschung im 19. Jahrhundert wurde, wie die deutsche Sprache auch durch ihn in die Südsee und nach Australien gelangte, was heute noch von seinem Wirken in Blumenthal, Vegesack und St. Magnus zeugt, darum geht es bei der Klönrunde des MTV Nautilus am Donnerstag, dem 28. März 2019. Beginn um 19 h im Nautilushaus, Zum alten Speicher 7 in 28759 Bremen. Präsentation und Moderation der seit 2016 25-ten von ihm betreuten Klönrunde des MTV Nautilus: Gerald Sammet.